Matthias Traband's profile

Prag, Tschechien 2017

"Prag - die goldene Stadt - war um die Wende zur Neuzeit das geistige und politische Zentrum Mitteleuropas, Hauptstadt des Deutschen Reiches und Sitz der ersten deutschsprachigen Universität. Das Prager Deutsch galt lange als das beste, das »reinste« Deutsch im Reich. Böhmen und seine Hauptstadt Prag waren über Jahrhunderte geprägt vom Austausch seiner tschechischen und deutschen Bewohner, und oft sind sich Tschechen und Deutsche heute noch näher, als mancher glauben mag."
[Zitat: Merian Prag, Editorial]

Tag 1: Von Mala Strana (der Kleinseite) zum Hradcany (dem Hradschin) und Prazsky hrad (der Prager Burg) - dem größten Burgareal der Welt
Die Tramvaj sind überall und haben auch immer und überall Vorfahrt - auch gegenüber Fußgängern (keine Ahnung weshalb, aber das steht explizit so im Reiseführer)...
Einer dieser Orte an denen man sich, egal wo man gerade ist, gedankenverloren umdreht, und fast garantiert immer mit offenem Mund auf eine dieser romantischen Gassen blickt...
Der weltbekannte Kaffeehalterstrich von Prag...
Eine Stadt voller Liebe ...
Immer mal wieder sieht man irgendwo einen kompletten Unterkörper aus der Wand wachsen (kopfschüttel)...
Einer der beiden Torwächter am Haupteingang zum Palastgelände. Hier herrscht noch Disziplin und Ordnung...
Der St.-Veiths-Dom auf dem dritten Burghof. Hier wurden die böhmischen Könige gekrönt.
"Der Kaiser wollte ein Meisterwerk schaffen. Koste es, was es wolle. Aus einer romanischen Basilika aus dem 11. Jh. sollte die größte Kathedrale Böhmens werden - und zugleich Galerie, Staatsdenkmal und Ruhestätte für gekrönte Häupter. 1356 startete Karl IV. den gigantischen Bau und holte sich dafür einen der besten Architekten seiner Zeit: Peter Parler übernahm die Bauleitung, der Mann aus Schwäbisch Gmünd hatte schon am am Straßburger Münster Erfahrungen gesammelt und wusste die Wünsche des Kaisers zu erfüllen. 600 Jahre dauerte der von Karl initiierte Bau, am Ende ist er dessen Ansprüchen mehr als gerecht geworden."
[Zitat: Merian Prag, S. 33]

Direkt unter dem dritten Turm kämpft der heilige Georg zu Pferd mit dem Drachen. Das Original, das im Lapidarium in Holesovice zu finden ist, gehört zu den ältesten freistehenden Reiterstandbildern der Welt.
Blüten- und Pflanzenpracht in den südlichen Wallgärten unterhalb des Rosenberg-Palastes - immer noch auf dem immer noch bewohnten Burggelände.
"Aus einem dieser Fenster des Königspalastes im Hradschin haben wohl 1618, in der Absicht sie loszuwerden, einige ziemlich angekäste protestantische Adlige auf ziemlich rabiate Weise den katholischen kaiserlichen Statthalter und zwei seiner Kumpel geschmissen. Blöderweise haben die »defenestrierten« den Sturz überlebt. Vermutlich eher nicht, wie von einem der gestürzten behauptet, weil sie von Engeln sanft zu Boden geleitet wurden, sondern weil die unten leicht angeschrägte Wand, sowie die Büsche am Boden, den Fall gebremst haben. Glück muss man haben..."

Fühlt sich schon irgendwie gut an, dass die das Hauptportal zu einer der beeindruckendsten Burganlagen der Welt nach einem benannt haben...
Jungs! Ruisch! Nett uffresche! Mer könne doch über alles redde...
"Die Stadt der hundert Türme"
Endlich mal eine Aussage mit Tiefe!
"Als John Lennon 1980 ermordet wurde, kritzelte jemand seinen Namen und ein Kreuz auf diese Gartenmauer auf der Kleinseite. Porträts, Songtexte, persönliche Wünsche kamen dazu, irgendwann Parolen gegen den Staat. Die Regierung ließ die Mauer überstreichen. Zusammenstöße mit der Polizei folgten, doch die Sprayer und Maler hielt das nicht auf. Jeden Tag wird die John-Lennon-Mauer neu bemalt."
[Zitat: Merian Prag, S. 18]
Ich bin bis heute nicht sicher ob es sich bei diesem wilden Geschmiere wirklich um die John-Lennon-Gedenkmauer handelte, aber eine andere gab es einfach nicht...
Mann ey! Wo ist denn diese beknackte Mauer? Die muss doch hier irgendwo sein!
Krönender Abschluss eines extrem anstrengenden, aber tollen Tages mit einem Blick auf die Karluv Most (die Karlsbrücke), den Staromestska mostecka vez (den Altstädter Brückenturm) und das Klementinum, den einstigen Sitz der Prager Jesuiten, von der Terasse vor dem Franz Kafka Museum auf der Kleinseite.
"Trdelnik oder Trdlo. Unser Vermieter hat diesem in seinem Prag-Guide einen eigenen Abschnitt gewidmet. Finger weg schreibt er da, denn es ist nicht die von den Verkäufern in der Altstadt an jeder Ecke angepriesene »traditionelle« Spezialität der Prager. Vielmehr wurde es erst um die Jahrtausendwende eingeführt und seitdem den unwissenden Touristen als traditionelles Gericht dargeboten. Stimmt. Ich hab recherchiert. Kommt eigentlich aus der Slowakei und ist dort sogar der erste Kuchen der unter Herkunftsschutz gestellt wurde. Mag ja alles sein. Aber echt lecker war das Ding trotzdem. Mit ordentlich lecker Chemie-Softeis obendrauf supersüß und knusprig, einfach lecker."

Und dann unsere Unterkunft. Bis jetzt eine der am liebevollsten eingerichteten Ferienwohnungen die wir je bewohnt haben.
DAS ist traditionell böhmisch! Rustikal und deftig. Mehr Schwabbel als Fleisch zwar, und deshalb eigentlich nur eine halbe Portion, aber trotzdem echt lecker weil auch wirklich gut zubereitet. Und auch halb so wild, denn nach dem Brocken von Trdelnik war der Hunger eh nicht mehr so sehr groß...
Tag 2: Von Nove Mesto (der Neustadt) in die Stare Mesto (die Altstadt)
Zum Glück haben sie dazu geschrieben wie man das ausspricht, sonst hätte es für uns wahrscheinlich Waldmeister Wackelpudding zum Frühstück gegeben...
Knapp daneben ist auch vorbei...
Am Vaclavske namesti (dem Wenzelsplatz) sticht die gelbe Jugendstilfassade des berühmten Grand Hotel Evropa ins Auge  auf dessen Wiedereröffnung man seit Jahren wartet. 1889 wurde es erbaut, 1905 mit Art deco aufgehübscht. Die aktuell immer noch andauernden Restaurierungsarbeiten sollen 2018 abgeschlossen werden.
Ein weiteres Exponat der etwas vergurkten Kunst des Prager Bildhauers David Cerny, von manchen auch Popkünstler genannt, der man in der gesamten Stadt begegnet. Der heilige Wenzel zu Pferd, von der Kuppel der Lucerna-Passage hängend. Halb falschrum. Man muss ja nicht alles verstehen. Aber witzig ausgesehen hat es schon irgendwie...
Das 1914 von Antonin Pfeiffer projektierte Palais Koruna, mit seiner eigenwilligen Jugendstilfassade, hat seinen Namen von seiner dekorativen Eckturmkrone.
David Cernys rotierende Kafka Büste die permanent in Bewegung ist weil sich die einzelnen Scheiben ständig gegeneinander verdrehen wodurch die Büste immer eine andere Form erhält.
Das Tancici dum (das tanzende Haus) am Jiraskovo namesti des Versicherungskonzerns Nationale-Nederlanden am Ufer der Moldau. 1992 bis 1996 erbaut, ist es von allen modernen Bauten einer der interessantesten der Stadt. Von den Pragern wird es auch liebevoll »Ginger & Fred« (wie Ginger Rogers & Fred Astaire) genannt.
Tag 3: Tag der Museen - Holesovice und Bubenec im Moldaubogen
Der Name der größten Galerie für moderne Kunst auf tschechischem Boden DOX leitet sich vom griechischen Wort "Doxa" (Meinung) ab. Und das erklärt auch so einiges was man darin vorfindet...
KAREL NEPRAS: Family Ready for Departure (Familie erwartet die Abreise)
Im Dezember 2016 wurde auf dem Dach von DOX eine einzigartige monumentale architektonische Intervention eröffnet.

"Die Idee, mit einer "parasitären" Struktur in die schroffe, moderne und strenge Beton-Glas-Architektur des DOX-Zentrums einzudringen, beschäftigt mich seit einigen Jahren. Zunächst träumte ich von einer absurd faszinierenden organischen Form, die mit der bestehenden Architektur des DOX-Zentrums kontrastiert." sagte Leoš Válka, der Gründer der DOX-Galerie
2013 lud er den international renommierten Architekten Martin Rajniš ein, welcher 2014 den Global Prize for Sustainable Architecture (Weltauszeichnung für nachhaltige Architektur) erhalten sollte, um ihn bei der Umsetzung dessen zu unterstützen was er als "den Traum eines 12-jährigen Jungen" bezeichnete. Mehr als zwei Jahre arbeiteten sie zusammen mit zahlreichen Holz- und Stahlspezialisten an der Gestaltung der 42 m langen und 10 m breiten Konstruktion, die von den Formen der riesigen Luftschiffe inspiriert wurde, die zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts den Himmel bereisten.
Der aufwendig gestaltete Innenraum wird heute als permanenter Raum für Lesungen und öffentliche Diskussionen über Literatur - Fiktion, Poesie und kritisches Schreiben - bezogen auf die Themen der DOX-Ausstellungen genutzt, die typischerweise bestimmte Aspekte der gegenwärtigen menschlichen Situation kritisch betrachten."
Das Luftschiff namens Gulliver
KAMILA ZENATA: Horizont udalosti - finale (Event Horizon - Finale)
"Kamila Zenata behandelt als Kernthema ihres Projekts den Verlust der Fähigkeit Beziehungen einzugehen, die Gefangenschaft im eigenen Geist, und den fehlenden Respekt gegenüber der Natur, der Welt, und der universellen Quelle des Lebens. Starrsinnigkeit wird als Freiheit abgetan, Narzismus wird zur Normalität - und dieses verdrehte Selbstverständnis zerstört menschliche Beziehungen und den gesamten Planeten." Milan Ohnisko, Kurator der Ausstellung

Naja. Kann man machen...
GERARD BERREBY: Tabule casu - The Tables Of Time
Das war jetzt schon ein wenig verstörend...
Veletrzni palac - der ehemalige Messepalast, heute die nationale Kunstgalerie.
Durch einen glücklichen Zufall fanden wir die vermutlich beste Pizzeria von ganz Prag. Zur richtigen Zeit (kleiner Regenschauer auf dem Weg zum Technik-Museum) am richtigen Ort (schnell ins nächste Lokal vor dem Regen Unterschlupf suchen und nebenbei den Hunger stillen).
Bauten aus der Gründerzeit im Stadtteil Holesovice.
Der Fernsehturm im Stadtteil Zizkov. Auch auf diesem hat Popkünstler David Cerny seine Spuren hinterlassen - in Form von kleinen schwarzen Babys die an ihm hinaufklettern.
Narodni technicke muzeum - Technisches Nationalmuseum Prag.
"Steam Punk!"
Mein Geburtstagsgeschenk...
Tag 4: Josefov (Josefstadt) - Das einstige jüdische Viertel​​​​​​​
Jan-Hus Denkmal am Altstädter Ring.
Prasna brana (Das Pulvertor)
Nächster Versuch - es wird wärmer...
"Die Vorstellung dauert zwar nur 45 Sekunden. Doch die reichen aus, um zu jeder vollen Stunde eine riesige Menschenmenge auf den Rathausplatz zu locken. Das kleine Schauspiel über die Vergänglichkeit des Lebens eröffnet der Knochenmann, die Figur des Todes. Mit der einen Hand läutet er das Sterbeglöckchen, mit der anderen hebt er die Sanduhr hoch. Zwei Fenster öffnen sich, und die zwölf Apostel ziehen nacheinander vorbei, jeder von ihnen nachdenklich hinabblickend. Während dieses Defilees rotieren Allegoriefiguren am Sims: Der Geizhals lässt den Geldbeutel rasseln, die Eitelkeit schaut in den Spiegel, der ungläubige Türke schüttelt den Kopf, und der Sensemann schlägt die Todesglocke." [Zitat: Merian Prag, S. 112]
...Hätt ich mal mehr auf die Details geachtet statt mich mit meinem Trdelnik zu beschäftigen...

Die Astronomische Uhr am Altstädter Rathaus ist ein Wunderwerk. Doch dem Mann, der sie zum Laufen brachte, war sie ein Fluch: Damit seine Arbeit einzigartig blieb, wurde ihm von den Ratsherren sein Augenlicht genommen.
Der Hängende von David Cerny.
Alfons Mucha is everywhere...
Das »Märchenschloss«
Gefunden in der Altstadt: Ein gechoppter Käfer...
...na und?!
Tag 5: Vinohrady - Das Prag der Prager​​​​​​​
Wir starten wieder an unserer Metrostation Vltavska, und bewundern ein weiteres Mal die Wandmalerei die so ganz anders ist als die einfallslosen Schmierereien an den meisten unserer Haltestellen...
Und auch hier finden sich an jeder Ecke prachtvolle Gründerzeitbauten.
Und ein Sri Lankanisches Curry Restaurant - leider geschlossen...
"Schatz - ich hab endlich deinen Außenspiegel repariert!"
Huch?! Gerade waren wir doch noch in Prag!?
Springbrunnen der Grotta im Havlicek Park der Villa Gröbovka, benannt nach ihrem Bauherrn Moritz Gröbe.
Die neugotische Backsteinkirche Kostel sveta Ludmily am Namesti Miru.
Das einstige Atelier von Ladislav Saloun, dem Bildhauer, der das Hus-Denkmal am Altstädter Ring schuf, in der Slovanska 4 - hat schon irgendwie einen leicht morbiden Charme...
Tag 6 - Abreise
Ich geh dann mal das Auto holen...
Prag, Tschechien 2017
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Prag, Tschechien 2017

4. bis 10. September 2017

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